Mitarbeiter

Oder der Faktor 20

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Ein kurzer Gedanke den man halt mal so hat:

Würde man auf die Hälfte eines Schweitzer Durschnittlohnes verzichten, könnte man sich in Addis nicht nur einen, nein gleich eine ganze Schar von Mitarbeitern leisten. So z.B. zwei Kader, sieben Ausgebildete und sieben Arbeiter.

Das ein Lohnunterschied von etwa Faktor 20 besteht zeigt z.B. auch folgende Statistik: http://www.ubs.com/2/e/medlib/wmr/pdf/Preise_Loehne_2011_d.pdf

Wenn man aber bedenkt, das in Addis

  1. eine kleine Oberschicht den Durchschnittslohn stark nach oben beeinflusst
  2. die Einkommensunterschiede der Mittelschicht auch noch recht gross sind

dürfte dass Gross der (arbeitenden!) Leute noch deutlich weniger als CHF 4’000/20=200 CHF verdienen.

Auf den ersten Blick klingt dieser Faktor 20 vielleicht nicht nach viel, das obige Gedankenexperiment soll jedoch das Ausmass seiner Dimension darstellen.

Was mich manchmal etwas beunruhigt ist, dass, zumindest so meine Beobachtung, Expatriates sehr wohl um diesen Faktor wissen, sich aber nicht gewohnt sind, im Alltag permanent ein Umrechnen durchzuführen.

– wie schreibe ich dies wohl damit man mich nicht falsch versteht? Ich gebe ein Beispiel:

”Dir ist bewusst das ein Handwerker hier so und so viel verdient?” ”Ja.” ”Das heist das wir gerade für den Tageslohn eines Handwerkers gegessen haben.” ”Wirklich?”

Be the change you want to see

Folgeartikel zu Money

Das ich hier reich bin, ist unterdessen klar. Da ist die Versuchung natürlich gross, daraus Profit zu schlagen.

Der Neuling in Addis wird sich sehr wahrscheinlich schwer damit tun, dass jemand seine Kleider wäscht, die Schuhe putzt und Tag und Nacht vor dem Gartentor sitzt um es bei bedarf zu öffnen.

Immer wieder kriegt Mann dann zu hören, dass dies gut so ist, weil dies ja wertvolle Arbeitsplätze sind. Man hört sogar Stories, dass die Westler nicht beliebt wären, die von diesen Services nicht Gebrauch machen würden. Diese Aussage hat sicher etwas Wahres. Ich vermute aber auch, dass sie zum Teil schlichtweg zur Selbstrechtfertigung für das eigene Verhalten dient.

Folgende Fragen stelle ich mir:

  1. Wäre ich bereit, diese Arbeit auszuführen?
  2. Hat diese Arbeitsstelle längerfristig Zukunft/ist sie die Vorstufe zu einer besseren Arbeitsstelle?

Der Job den ich besonders kritisch hinterfrage sind die Kinder die auf der Strasse für 0.15 CHF die Schuhe putzen.

Klar ist es für sie besser, durch eine ehrlichen Arbeit zu Geld zu kommen. Aber ich würde die Arbeit nicht ausführen, auch führt sie nicht zu einer besseren Arbeitsstelle.

Längerfristig könnte es sogar sein, das durch das Unterstützen dieses Businesses in Zukunft noch mehr Schuhputzende Kinder geben wird. Denn was man unterstützt, dass wächst.

So beschliesse ich also, jedenfalls für den Moment, aufs Kinderschuhputzen zu verzichten.

Money, Money, Money

Was die Russen in St. Moritz, sind die Westler in Addis. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass so ein ähnliches Verhalten/Wahrnehmen Verhältnis besteht.

Ich denke auch, dass Geld eine der Hauptherausforderungen ist, wenn es darum geht, mit Locals in Kontakt zu treten.

So ist zwar westlich Essen für uns günstig, für Locals aber unerschwinglich. Und sie kenne die Preise in diesen Restaurants – kein Wunder kommt  bei Kontakt schnell mal die Frage nach Geld auf.

Preistabelle

Essen im Lokalrestaurant

Injara mit Sauce 12 Birr
3dl Cola 5.5 Birr

+15% MWST und 10% Trinkgeld

Serenade

(Europäisches Restaurant)

Fleischgericht 115 Birr
Vegi 90 Birr
Vorspeise, Dessert 60 Birr
3dl Cola 12 Birr

+15% MWST und 10% Trinkgeld

Weiteres

Burger im Amerikanerschuppen 100* Birr
Rindsgeschnetzeltes Reis und Pommes im Lokalrestaurant 55* Birr
1kg Banane 10 Birr
1x Schuhputzen 3 Birr
Simkarte 40 Birr
5km Minibusfahren 2 Birr

*+15% MWST und 10% Trinkgeld