In der Schweiz werden Stimmen für eine Erhöhung der Studiengebühren – insbesondere für Ausländer – laut. So zum Beispiel NZZ Online vom 11.04.2010 : „Die Zürcher Bildungsdirektorin Regine Aeppli bereitet eine Erhöhung der Studiengebühren vor. Ausländer sollen mehr bezahlen als Schweizer.“
Ich finde das eine sehr schlechte Idee, kurz einige Argumente:
- Befürworter sagen “Die Studenten aus dem Ausland arbeiten nach dem Studium nicht in der Schweiz und müssen daher mehr bezahlen“.
Diese eingeschränkte Sichtweise und zeugt von wenig Überlegung. Eigentlich gibt es acht Fälle:- Schweizer die in der Schweiz studieren und Arbeiten
- Schweizer die in der Schweiz studieren und im Ausland Arbeiten
- Schweizer, die im Ausland studieren und in der Schweiz Arbeiten
- Schweizer, die im Ausland studieren und Arbeiten
- Ausländer die in der Schweiz studieren und Arbeiten
- Ausländer die in der Schweiz studieren und im Ausland Arbeiten
- Ausländer, die im Ausland studieren und in der Schweiz Arbeiten
- Ausländer, die im Ausland studieren und Arbeiten
- Auffällig ist folgendes:
- In der Kosten-Nutzen Rechnung sind nur Gruppe 2,3,6 und 7 relevant, wobei 2 und 6 die Kosten, und 3 und 7 die Nutzen sind.
- Die acht Fälle lassen sich auf vier Reduzieren: Für eine Kosten Nutzen Rechnung spielt es keine Rolle welcher Nationalität ein Gruppe angehört. Dh Gruppe 1-4 und 5-8 sind dieselben. -> Aus dieser Sicht wird sofort klar, dass mit einer Nationalitätenunterscheidung in einer Kosten (Studieren)/Nutzen (Arbeiten) Sichtweise nichts gewonnen wird.
- Der Befürworter sagt jetzt natürlich, dass die Nutzergruppe 6 grösser ist als z.B 5 und somit ein Anstieg der Gebühren gerechtfertigt ist. Aber genau diese Sichtweise bringt mich auf den Hauptpunkt des Arguments:
- Würde man für Gruppe 6 und 5 die Gebühren erhöhen, müsste man Gerechterweise auch:
- Gruppe 7 berücksichtigen: Jedem im Ausland Ausgebildeten, der in die Schweiz arbeiten kommt, müsste man seinem Heimatstaat eine Entschädigung für seine Ausbildung bezahlen. Und diese Gruppe ist meines Wissens weit grösser als Gruppe 6… (Bei Gruppe 3 müsst man gleich vorgehen)
- Gruppe 2 Berücksichtigen: Jedem Schweizer der vorhat, im Ausland zu Arbeiten auch die höheren Semestergebühren verlangen…
- Gruppe 5 Berücksichtigen: Den Ausländern, die in der Schweiz studieren aber dann auch da Arbeiten die höheren Semestergebühren wieder zurückbezahlen…
- Fazit: In der Bilanz mit Leuten, die im einen Land Studieren und im anderen Arbeiten, liegt die Schweiz auf der Gewinnerseite, da viele gutausgebildeten Personen aus dem Ausland in die Schweiz arbeiten kommen. Wenn Leute nun der Gerechtigkeit willen für ausländische Studenten die Semestergebühren anheben möchten, müsste man konsequent auch für alle anderen Gruppen einen Finanziellen Ausgleich schaffen – und das würde die Schweiz teuer zu stehen kommen.
-> Über Gerechtigkeit fängt man besser gar nicht erst zu Argumentieren. - Wie würde sich denn eine Erhöhung der Gebühren wirklich lohnen:
- Die ETHZ hat ~2900 Ausländische Studierende, (ohne Doktoranden).
- Würde man die Semestergebühren um 1000CHF erhöhen würde dies Einnahmen von 5.8 Mio bedeuten.
- Auf ein Budget von ~1Mrd ein eher bescheidener Betrag
- Selbst wenn man die Gebühren auf 10‘000 CHF pro Semester erhöhen würde, wäre dies mit 58Mio gerade mal 5% des Budgets.
- Daraus sehen ich, dass die Motivation für höhere Studiengebühren auch nicht in den Finanzen liegen kann.
- Mit einer Erhöhung der Gebühren nach Angelsächsischem Vorbild würde für viele Studenten dieselbe zu eine Beträchtlichen Posten im Jahresbudget. Was viele Leute nicht berücksichtigen: Länder mit hohen Studiengebühren kennen meist auch ein ausgeprägtes Stipendiensystem. Da aber Stipendien kompliziert und in den meisten Fällen nicht wirklich gerecht verteilt sind, ist ein System mit tiefen Studiengebühren und weniger Stipendien klar vorzuziehen.
- Ein weiteren Punkt möchte ich noch kurz festhalten: Ausländische Studierende habe ich meist als sehr fleissig und Motiviert eingeschätzt. Folgende Zahlen mögen dies Verdeutlichen: Durchschnittsnote an der Basisprüfung:
- Schweizer Studierende: 4.22
- Ausländische Studierende: 4.5
Wenn jetzt also:
- Das Argument für höhere Gebühren nicht internationale Gerechtigkeit,
- noch der Finanzielle Gewinn für die Hochschulen ist und
- Höhere Studiengebühren grundsätzlich nur zu einem komplizierten Stipendiensystem führen,
Warum sollte man dann die Gebühren für Ausländische Studenten erhöhen?
Weil es zu wenig Studienplätze hat? Aber warum bestrafft man dann gerade die Gruppe, die durchschnittlich bessere Leistungen erbringt?
Wenn es wirklich an Studienplätzen mangelt, lässt sich dies über Leistungskontrollen korrigieren, aber sicher nicht über höhere Studiengebühren.